Dank des Coronavirus müssen wir gerade alle mehr daheim bleiben. Die Corona-Zeit hat natürlich auch Auswirkungen auf das Sex- und Beziehungsleben. Darum habe ich hier 5 Erlebnisberichte für dich.

Ich war neugierig. Da dachte ich mir, wenn ich neugierig bin, bist du es vielleicht auch. Also habe ich mir für diese Berichte verschiedene Beziehungsmodelle ausgesucht.

Eigentlich wie immer – Lukas, 33, hat Angst, dass die Katze bald die Miete erhöht

Ein guter Freund von mir ist gerade mit seiner Frau in der Isolation. Natürlich war ich auch neugierig, ob die Corona-Quarantäne an ihrem Beziehungs- oder Sexleben etwas geändert hat.

Beschreibe doch mal kurz dein Sex- und Beziehungsleben von “vorher”

Der Sex mit meiner Frau ist jedes Mal wunderschön. Mal zärtlicher, mal wilder. Immer intensiv und voller Liebe. Außerdem kuscheln wir viel und knutschen gerne – wobei wir uns vorgenommen haben, zweites im Alltag noch häufiger zu tun. Denn das ist die andere Seite: Wie viele Paare finden auch wir es schwierig, genug Quality Time im Alltag unterzubringen. Das hat viel mit unseren Jobs zu tun, die beide sehr fordernd sind. Vor allem mir fällt es schwer, aus der Leistungs-Mühle rauszukommen und mal abzuschalten. Manche können Sex nutzen, um sich zu entspannen. Ich muss aber schon entspannt sein, um Sex zu haben.

Und wie sieht es jetzt in der Corona-Zeit aus?

Eigentlich genau wie vorher auch. Ich arbeite sowieso dauerhaft aus dem Home-Office. Meine Frau nun auch. Für unsere Katze ist das eine große Belastung, weil wir nun beide den ganzen Tag ihre Wohnung belagern. Was wir bemerken: Wir sehen uns jetzt den ganzen Tag, daher denkt man schnell, dass man viel Zeit zusammen verbracht hat. Zeit wirklich bewusst zusammen und nicht nur nebeneinander her zu verbringen, ist aber nochmal was anderes. Wir planen uns daher immer mal wieder bewusst Dates zu zweit ein.

Was fehlt dir am meisten?

Nichts, was etwas mit Sex, Liebe oder meiner Frau zu tun hätte. Mir fehlt Sport. Und natürlich mal viele Freunde auf einmal zu sehen. Eine gemütliche, gesellige Runde mit guten Drinks, das wäre mal wieder was. Aber das wird noch dauern…

Welche 3 positiven Dinge ziehst du für dich persönlich aus dieser Coronavirus-Krise?

  1. Es ist sinnvoll, sich als Paar bewusst miteinander zu verabreden. Oder es zumindest auszuprobieren – ich weiß nicht, ob das für alle Paare gut klappt.
  2. Mit bzw. gegen den Partner Hearthstone (ein legendäres Online-Kartenspiel) zu zocken macht eine Wahnsinnslaune.
  3. Wir sind in der Situation (und auch sonst) wahnsinnig privilegiert. Wir haben keine unausgelasteten Kinder zuhause rumspringen, müssen uns wirtschaftlich keine Sorgen machen und sind gesund.

Isolation, Partner und Kinder? – Celsy, 29, die kinky Kleinstadtmutter

Ebenfalls über Instagram habe ich Celsy kennen gelernt, eine Bloggerin, die sich besonders für feministische Themen einsetzt.

Celsy in der Corona-Zeit

Beschreibe doch mal kurz dein Sex- und Beziehungsleben von “vorher”

Mein Mann und ich hatten mit dem Jahreswechsel unsere Ehe nach knapp 13 Jahren Beziehung geöffnet und waren gerade dabei, uns auf dem Datingmarkt so umzusehen.
Innerhalb unserer Ehe entdeck(t)en wir gerade unsere kinky Seiten und stellten miteinander fest, dass wir doch weitaus mehr Bedürfnisse haben als den klassischen 0815-Sex. Wir hatten endlich den harten, dreckigen Sex, den wir uns seit Jahren wünschten. Ein zweiter Frühling quasi. ???? Hinzu kam, dass ich endlich zu meiner Bisexualität stehe und vor der Krise angefangen hatte, Frauen zu daten.
Als Eltern war Zeit für Sex zwar rar, aber wir konnten sie uns bislang dank Kita, Homeoffice und Oma-Tagen nehmen.

Und wie sieht es jetzt in der Corona-Zeit aus?

Tjaaaa…wenn du dachtest, Eltern hätten eh schon keinen Sex, frag mal nach Eltern in der Coronakrise. Uns fehlt schlicht die Zeit. Klar, wir haben immerhin einander, aber wir reiben uns an dem Spagat zwischen Erwerbsarbeit, 24/7 Care-Arbeit und Haushalt so auf, dass Sex momentan superselten ist. Meine Libido ist dem Stress außerdem voll zum Opfer gefallen – wenn ich abends auf dem Sofa sitze, will ich einfach nichts mehr hören oder sehen.

Was fehlt dir am meisten?

Loslassen zu können. Mich hingeben und fallen lassen zu können, ohne auf die Uhr oder auf Geräusche aus den Kinderzimmern zu achten. Außerdem Ruhe – einfach nur Ruhe. Zeit für mich. Ich mein, es ist grad nicht mal genug Freiraum zum Masturbieren übrig, weil immer irgendwo ein Kind rumspringt.
Ansonsten Umarmungen von Freunden, zwangloses Kaffeetrinken in der Fußgängerzone, spontane Verabredungen und Brettspielabende.

Welche 3 positiven Dinge ziehst du für dich persönlich aus dieser Coronavirus-Krise?

  1. Ich bin tougher als ich mir selbst immer zugestehe. Neben Job und Kids läuft der Blog grad wie ein Uhrwerk.
  2. Mein Körper hat ein ganz natürliches Bedürfnis nach Bewegung und meine Unlust auf Sport ist mehr eine Kombi aus Prägung und Glaubenssätzen als tatsächlich Realität.
  3. Es ist ok, mich ernsthaft zu fragen, ob bestimmte Ziele nicht auch noch einige Jahre warten können. Nicht jeder Plan ist so dringend, dass ich mich dafür zerreißen muss.

Swingen in der Corona-Zeit? – Lotta, 41, die Swingerin

Natürlich interessiert mich auch, was die inzwischen mir sehr lieb gewordene Lotta Frei, Autorin der Swinger Bibel, jetzt gerade so macht. Schließlich besuchen sie und ihr Partner ja normalerweise regelmäßig Swingerclubs oder geben selbst private Partys.

Beschreibe doch mal kurz dein Sex- und Beziehungsleben von “vorher”

Eigentlich wären wir an diesem Wochenende mit drei weiteren Paaren sowie 3 Single-Männern in einem Ferienhaus in Österreich gewesen. Tagsüber für das, was auch andere Freunde zusammen so machen: Wandern oder Mountainbiken, in der Therme entspannen, abends zusammen kochen. Und später das zu tun, was nur ganz besondere Freunde miteinander können: Gemeinsam die Lust und das Leben zu feiern, es voreinander, miteinander und bunt durcheinander zu tun.

Und wie sieht es jetzt in der Corona-Zeit aus?

Das waren unsere Pläne am Anfang des Jahres. Dann kam Corona. Seitdem leben mein Freund und ich, eigentlich Swinger und in einer offenen Beziehung, unfreiwillig monogam. Ich kann nicht behaupten, dass dieser Einschnitt wahnsinnig schmerzhaft oder gar problematisch wäre. In Krisenzeiten ist man sowieso erstmal mit durchhalten und überleben beschäftigt. Wenn der ganz normale Alltag doppelt so anstrengend ist, wie normal, steht Sex auch bei uns erstmal ganz unten auf der Bedürfnispyramide.

Aber je länger der Zustand anhält, und je offensichtlicher sich abzeichnet, dass die Kontakteinschränkungen wohl für lange Zeit zu unserem Leben gehören werden, desto schwieriger wird es. Vor allem, weil mir der Kontakt zu unseren Freunden fehlt. Nirgendwo sonst kann ich so sehr ich sein, wie bei unseren vordergründig erotischen Treffen. Mich ganz fallenlassen, genießen, entspannen, mich zeigen, wie ich bin. 

Unser Sex zu zweit ist seit März ruhiger geworden, langsamer, unaufgeregter. Es geht viel weniger um die Befriedigung und den Orgasmus, als um das Zeichen: ich bin da für dich. Wir sind zusammen und nicht allein in dieser Krise. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es momentan für Singles sein muss oder für Paare, die sich ohnehin selten sehen können. Wahrscheinlich wird diese schwierige Zeit auf vielfältige Weise Narben hinterlassen. Dann ist es gut, wenn man danach noch Freunde hat, denen man sich zeigen kann, wie man ist. Und die einem über die frischen Narben streicheln und zeigen: ich mag dich, wie du bist.

Tinder muss wohl gerade Pause machen – Alice, 41, gerade nicht im Tinderland

Über Instagram kenne ich auch die liebe Alice, die dort normalerweise über ihre Tinder-Erlebnisse berichtet. Aber Casual Dating passt ja nun leider nicht zum Social Distancing Konzept in dieser Corona-Zeit.

Beschreibe doch mal kurz dein Sex- und Beziehungsleben von “vorher”

Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch und ich genieße mein Leben als Single. Ich liebe Dating und mein Tinder. Es ist immer wieder aufregend, mit neuen Männern zu schreiben und sie zu treffen. Man weiß nie, was passiert, wo und wie man endet.

Mir ist es wichtig, dass die schriftliche Kommunikation gut läuft, dass der „Flow“ passt. Denn nur so entwickelt sich bei mir Interesse, den anderen zu treffen. Oft endet es hier schon, wenn nichts mehr zurück kommt, der andere wortkarg ist, kein Interesse zeigt, sich nicht anstrengt. Aber wenn es gut läuft, treffe ich mich bald; nur keine Erwartungen aufbauen, die vielleicht am Ende nicht erfüllt werden, wenn man sich gegenüber steht.

Ich hab im Schnitt so ein bis zwei Dates im Monat und nicht immer sind es „neue“ Männer.  Manche begleiten mich eine Weile, ich treffe sie öfter und wir gehen Essen, ins Kino, machen uns gemütliche Couchabende und haben (natürlich) Sex.

Und wie sieht es jetzt in der Corona-Zeit aus?

Paarexperten raten einem ja, die Zeit zu nutzen, in die Tiefe zu gehen, sich richtig kennenzulernen, herauszufinden, wie der andere ist. Viel schreiben, telefonieren, Dates per Videochat, spazieren gehen mit Abstand, alles sehr romantisch, gefühlvoll, disney-isch, kitschig… nichts für mich! Mir ist das zu anstrengend. So viel Aufwand und so viel Zeit, die vergeht bis man sich gegenüber steht. Ich suche ja nicht die große Liebe…

Meine längeren Bekanntschaften möchte ich auch nicht treffen. Ich arbeite in einem sozialen Beruf, begegne jeden Tag Menschen und das Ansteckungsrisiko ist da für alle einfach zu hoch.

Also kann ich mich nur durch Tinder wischen, halbherzig, weil es eh zu nichts führt. Ich rege mich über Typen auf, die ohne Rücksicht auf Corona Sex-Dates suchen und wundere mich, warum manche Profile mehrmals täglich als neu erscheinen. Ich fühle mich gefrustet und bin gleichzeitig davon genervt, weil es das doch eigentlich gar nicht wert ist. Und deshalb habe ich vor ca. 1 Woche einen Entschluss gefasst und die App gelöscht.

Was fehlt dir am meisten?

Körperkontakt in jeder Form. Ich möchte Fremden zur Begrüßung die Hand schütteln, nah neben Leuten stehen und sitzen, während man sich unterhält, Freunde und Familie umarmen. Ich möchte mit jemandem auf der Couch liegen, seine Wärme neben mir spüren, meine Beine mit ihm verknoten. Ich möchte fummeln und befummelt werden, streicheln, knutschen und Sex haben.

Welche 3 positiven Dinge ziehst du für dich persönlich aus dieser Coronavirus-Krise?

  1. Ich fühle mich in meiner Beziehung zu mir selbst bestätigt. Ich halte es gut mit mir alleine aus, ich langweile mich nicht, bin zufrieden und mit mir im Reinen. Zumindest die meiste Zeit, denn wie in allen Beziehungen gibt es auch hier manchmal schlechte Tage.
  2. Ich sehe mich in meinem Lebensmodell bestätigt. Als Single über 40 hat man es nicht immer leicht, vor allem hier auf dem Land, wo immer noch die alten Klischees (Haus bauen, heiraten, Kinder kriegen) herrschen. Aber aktuell hab ich es definitiv stressfreier und entspannter.
  3. Es geht auch ohne Tinder. Noch…  Und wenn’s nicht mehr geht, dann ist Spazierengehen vielleicht doch ein ganz nettes erstes Date.

Affäre auf Distanz – Rebecca, 35, „die Andere“

Kommen wir also zu guter letzt zu mir. Ich habe schon in einigen Posts verlauten lassen, dass ich meinen Freund nicht sehen kann. Aber warum denn eigentlich nicht? Besuche in der Beziehung sind doch schließlich gestattet. Ja, der Gesetzgeber würde ihm den Besuch vermutlich gestatten – aber seiner Partnerin wäre das schwer zu erklären.

Coronazeit mit Sextoys

Beschreibe doch mal kurz dein Sex- und Beziehungsleben von “vorher”

Ich bin “die Andere” in meiner Beziehung. Das heißt, mein Freund ist vergeben und seine Partnerin weiß nichts von mir. Trotzdem würde ich mich nicht nur als die Affäre bezeichnen, das ist schon deutlich mehr zwischen uns. Für die Arbeit ist er oft in München und dann bei mir. Unser Sexleben ist ausgesprochen erfüllend, aber auch auf der Beziehungsebene klappt es super, es ist also bei weitem nicht nur rein sexuell. Wir sind aber beide sehr experimentierfreudig und bei ihm kann ich mich einfach fallen lassen, weil ich weiß, dass ich ihm 100 prozentig blind vertrauen kann. Bei allem, was ich gern ausprobieren möchte, kann ich auf ihn zählen – seien das Toys, neue Stellungen oder Swingerclubbesuche. Auch wenn wir also schon viel zusammen erlebt haben, ist da noch einiges, das wir zusammen erkunden und testen wollen.  

Aber neben der Beziehung zu meinem Freund gehörte auch Casual Dating für mich vorher dazu. Es gibt da beispielsweise eine sehr nette Frau, die ich gern noch öfter treffen möchte….

Und wie sieht es jetzt in der Corona-Zeit aus?

Schlecht.

Meinen Freund habe ich nun schon 6 Wochen nicht gesehen, das ist ziemlich hart. Klar, wir telefonieren täglich, manchmal auch mit ganz besonderem Video-Chat… Aber mir fehlt einfach auch die körperliche Nähe. Berührungen, Küsse, Klapse, heiße, schwitzige Haut auf meiner, das Stöhnen in meinem Ohr, er tief in mir…. Moment, ich schweife ab. 

Unsere Beziehung hat in den 6 Wochen auch schon ein paar Höhen und Tiefen erlebt, denn besonders in Zeiten wie diesen, ist es nicht leicht, nur „die Andere“ zu sein. Ich muss mich damit zufrieden geben, dass er anruft, wenn er Zeit hat, oder auf Nachrichten erst antwortet, wenn die Gelegenheit daheim da ist. Ich bin also oft mit meinen Gedanken allein. Wenn dazu auch noch Emotion kommt, kann das ein schmerzhafter und explosiver Mix sein. Ich muss aber auch sagen, dass es so langsam besser geht. Die bloße Verzweiflung und Ungewissheit der ersten beiden Wochen sind so langsam verdaut und man gewöhnt sich ein Stück weit an die restlichen Umstände. Nur daran, wie sehr er mir fehlt, werde ich mich wohl nicht gewöhnen können.

Ich bin aber sehr froh um meinen “Zweitjob” als Sextoybloggerin, so kann ich auf jeden Fall vieles testen und mich dadurch wenigstens ein bisschen ablenken und entspannen. Vor allem mein Womanizer und der Soraya 2 haben gerade viel zu tun 😀 

Aber auch ferngesteuerte Toys wie beispielsweise den Moxie oder die Esca 2 lassen sich in dieser Corona-Zeit natürlich gut testen. Selbst der App gesteuerte Paarvibrator Chorus von We-Vibe ist auch in der Trennung ein gutes Partnertoy.

Was fehlt dir am meisten?

Wie schon gesagt, seine körperliche Nähe. Damit meine ich nichtmal vorrangig den Sex, sondern einfach jemanden zu haben, der mich in dieser absolut chaotischen und auch beängstigenden Lage in den Arm nimmt und mir sagt, dass alles wieder gut wird.

Welche 3 positiven Dinge ziehst du für dich persönlich aus dieser Coronavirus-Krise?

  1. Ich habe tatsächlich wieder mehr Kontakt zu meiner besten Freundin aus Berlin, weil wir jetzt öfter in einer Mädelsgruppe abends gemeinsam Xbox zocken.
  2. Ich weiß, dass ich stärker und geduldiger bin, als ich es mir vor der Corona-Zeit jemals zugetraut hatte.
  3. Ich weiß, wie man verdammt leckeres Bananenbrot backt.

Fazit

Jede*r hat sein Päckchen zu tragen und auf jede Beziehung hat die Isolation andere Auswirkungen. Du musst dich nicht schlecht fühlen, wenn du gerade einen extremen Sex-Drive hast – oder gar keinen. Es gibt gerade einfach kein „Normal“, „Richtig“ oder „Falsch“. Tu das, womit du dich gerade einfach am besten fühlst. Und wenn das bedeutet, dass du deinen Satisfyer täglich laden musst – So What?

Falls du für dich oder euch noch Inspirationen suchst, schau doch mal hier vorbei: Mehr Zeit daheim? Mehr Zeit für Spaß

Deine Rebecca